Trainingslager

Bolzwies-Echo 5/93,   31.12.1993,   Artikel 1 von 8   weiter    Inhalt

Bericht über das Trainingslager des FC Bolzwies vom 7.8. bis 11.8.93 am Losheimer Stausee. Von Andreas Kläser. Mit Beiträgen von Jens Schmidt.

Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluß gekommen, daß es ein Fehler wäre, einen lückenlosen Bericht über die 89 Stunden Stausee abzuliefern, einfach schon deshalb, weil dann mit Sicherheit Prozesse auf den Verlag zukämen, deren Resultat wäre, daß Richtigstellungen diverser Personen abgedruckt werden müßten, etwa in der Form: "Die Behauptung, die Sie im Bolzwies-Echo 5/93 aufstellten, nämlich ich sei voll gewesen wie .n Bus, mit Busfahrer, und alle Plätze sind besetzt, und sogar im Gang stehen die Leute, ist unwahr." Obwohl sich für viele solcher Behauptungen sogar Zeugen finden lassen würden, werde ich mich in meinem Bericht auf nicht kompromittierende Gegebenheiten beschränken. Wer unbedingt näheres erfahren will: So ab 1000 DM sollen Reporter bestechlich sein...

Diesmal verzögerte sich die für 18 Uhr geplante Abfahrt um 50 Minuten, woran so ziemlich alle ihren Anteil hatten. Aber diesmal waren wir (Balou Thiel, Jens, Ihlee, Hödde, Vochel und ich) ja nicht unter Zeitdruck. Da wir auch den Weg auf Anhieb fanden, konnten wir schon um 20 Uhr den ersten Begrüßungsschluck trinken, den uns Axel Schmidt und Holger Jess freundlicherweise stifteten. Danach wurden die Zelte aufgebaut, und die abgehärtetsten (Balou Thiel, Vochel und Jens) testeten sofort den See auf Beschwimmbarkeit, der aber aufgrund mangelnder Grad-Celsius-Zahl nicht bestand. Also taten wir das, was ja der Sinn eines Trainingslagers sein soll: Wir spielten Fußball. Da es aber bald dunkel wurde, dauerte das Spielchen nicht lange.

Der Abend wurde mehr oder weniger in zwei Gruppen verbracht, die eine sondierte das Terrain nach dem Motto "Auch Camper haben hübsche Töchter", die andere widmete sich diesen seltsamen Flaschen, wo Karlsberg draufstand, und deren Inhalt - in der richtigen Menge genossen - so unwahrscheinlich lustig machte.

Den Spruch des Tages lieferte Balou Thiel beim Zeltaufbauen mit der Drohung: "Ich saan eich! Wenn da Vochel heit Naacht äänmol furzt...!"

Am zweiten Tag sollte sich schon zeigen, ob die guten Vorsätze auch umgesetzt wurden: Einige hatten angekündigt, daß sie um 7 Uhr zum Waldlauf aufstehen würden, aber wie das nun mal so ist, der Wecker klingelte, der Besitzer wurde wach, sah auf die Uhr: "Was, erst sieben?" und schlief weiter.

So standen wir dann erst gegen zehn auf und fuhren in den Globus, um uns mit Proviant einzudecken.

Nach dem Frühstück dann die erste Trainingseinheit. Wir machten eine Ecke auf, wie es in der Fußballersprache so schön heißt, übten Torschüsse und machten dann ein Trainingsspiel, das wir mit 10:4 gewannen. Am Nachmittag wurde gefaulenzt, kurz unterbrochen von einer Trainingseinheit im See, was aber weniger der Technik oder Kondition als vielmehr der Abhärtung gegen Kälte zugute kam. Am Abend dann erneut ein Fußballspiel, Bolzwies gegen Campingplatz 14:2, die Stars ohne ernsthaften Gegner.

Als wir zurückkamen, erwartete uns eine Überraschung: Lemmi und Kirsch waren zu Besuch gekommen und halfen uns beim Leeren von Flaschen und beim Knüpfen von Bekanntschaften...

In dieser Nacht regnete es ziemlich stark, und Ihlee fuhr deshalb mit Lemmi und Kirsch wieder heim, um in einem ordentlichen Bett zu schlafen, ebbes guddes zu essen und eine Sonnendusche zu nehmen.

Am nächsten Morgen machte Vochel sein Versprechen wahr und joggte um den See. Mittags wurden wir beim Tretbootfahren von einem Regenschauer überrascht und hatten damit quasi das Duschen gespart. Beim Abendessen trafen wir zwei nette Leute aus Fremersdorf, nämlich Deddee und Ralph, die etwas zuviel Bier besaßen, welches sie mit uns teilten. Da erst war Fußball angesagt, diesmal ein harter Brocken, aber auch der wurde mit 8:2 bewältigt.

Am Abend waren Ihlee, Kirsch und Lemmi wieder da, und während wir ums Feuer saßen, ließ letzterer im Autoradio seine Dortmund-Lieder laufen, denn er wollte den Schalke-Fans von nebenan damit eine Freude machen. Diese ließen sich dadurch aber nicht stören, sondern blieben in ihrer blau-weißen Kluft seelenruhig vor ihrem Zelt sitzen, so wie sie es schon den ganzen Tag gemacht hatten.

Dieser Abend erlebte verschiedene Höhepunkte, zum Beispiel Vochels Witze-Stunde mit der Geschichte vom Frosch, dem Frosch-Frosch und dem Frosch-Frosch-Frosch sowie einen zweistündigen Bericht Ralphs über seine Knöcheloperation.

Spruch des Tages (von Vochel nach Entweichen von Druckluft aus seinem Darm): "Jens, bischt du uff e Frosch geträät?"

Am Mittwoch stellten Hödde, Jens, Balou und ich einen neuen Waball- Rekord auf: 209 Punkte, wobei eine Berührung mit der Hand einen und mit dem Kopf 5 Punkte ergab. Leider war der Wind in Verbindung mit nassem Oberkörper unerträglich, sodaß wir bis jetzt nie lange im See bleiben konnten. Stattdessen faulenzten wir im Lager, traten Boot oder golften Mini. Am Abend schließlich unser traditionelles Fußballspiel. Diesmal hatte ich mich durchgesetzt und erreicht, daß gemischte Mannschaften gebildet wurden, weil wir ja doch im Schnitt so drei Jahre älter waren als die anderen. Und siehe da, es wurde spannend. Auf der einen Seite spielten Hödde, ich und sieben weitere Camper, von denen sich einer nach brutalem Foul an Jens verabschiedete. Auf der anderen Seite war Vochel im Tor, er spielte mit Ihlee, Jens, Balou und vier anderen.

Bis zur roten Karte waren wir besser, dann kippte das Spiel. Aus 4:2 wurde 4:5, und schließlich 5:8. Doch schließlich gewann wieder die Nichtraucher-Kondition des Hödde H. Überhand über die Technik von Jens, und beim Stande von 8:8 wurde das Spiel wegen einsetzender Finsternis abgebrochen.

Nach dem obligatorischen Duschen saßen wir zunächst um die ausne Feuerstelle, ehe Vochel und ich uns dazu hergaben, Feuerholz zu suchen. Das war ziemlich schwer zu transportieren, und wir sangen das Lied vom Schub-Schub-Schubkarreneinsatz. Das Feuer, das wir dann fabrizierten, war das beste, das Losheim je gesehen hatte. Der Rest des Abends fällt mal wieder unter die Zensur, wer näheres erfahren möchte,... s.o.

Am Donnerstag Morgen erfuhren wir dann, daß wir bis um fünf Uhr unseren Platz zu räumen hatten, weil wir die Zelte am falschen Ort aufgeschlagen hatten, und weil eine große Jugendgruppe dort ein Zeltlager veranstaltete. Da es sich nicht lohnte, die Zelte ab- und für einen Tag wieder aufzubauen, beschlossen wir, umgehend nach Hause zu fahren. Wie sich herausstellte, war das eine absolut richtige Entscheidung, denn wir erfuhren, daß die Neuankömmlinge sich abends ziemlich asozial benommen haben sollen: Nachdem sie Unruhe gestiftet und gegen Zelte gepinkelt hatten, waren am nächsten Morgen alle übrigen Camper aus der näheren Umgebung verschwunden.

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