Von Anfang an

Bolzwies-Echo 5/93,   31.12.1993,   Artikel 2 von 8   zurück    weiter    Inhalt

Die Geschichte des FC Bolzwies. Oder: Ein Traditionsverein war auch mal klein. Eine vierteilige Serie von Andreas Kläser. Teil 2.

Seit dem ersten Spiel mit den Jungs vom Heidknüppel machte das Bolzen viel mehr Spaß, denn jetzt spielten nicht mehr fünf gegen fünf, sondern acht gegen acht oder zehn gegen zehn. Es wurden harte Kämpfe ausgetragen, mit Verlängerung und Elfmeterschießen, es gab Prellungen, blaue Flecken und Schürfwunden, aber unserem Spaß tat das alles keinen Abbruch. Unvergeßlich die Schlammschlachten bei strömendem Regen oder das Bolzen auf dichter Schneedecke. Unvergeßlich auch der Jahrhundert-Sturz eines Spielers, der mit so fünfzig Sachen auf dem Fahrrad ankam und elegant die Kurve nehmen wollte, den tiefen Graben aber zu spät sah.

Selbstverständlich gab es auch einige Probleme zu lösen: Mit den Anwohnern, deren Gärten abends plötzlich statt Blumen nur noch Abdrücke von runden Lederkugeln aufwiesen oder mit den Torpfosten, die nach einiger Zeit auseinanderfielen. Natürlich gab es auch Streit, sogar eine Schlägerei, aber spätestens am nächsten Tag verstand man sich wieder.

Irgendwann aber waren die alten Pfosten so hinüber, daß wir vor der Wahl standen: Entweder die Pfosten mit Pullis und Hosen markieren oder in die Parkanlage hinter dem Schlößchen auswandern, wo Handballtore standen. Da Fallrückzieher in den Winkel schöner sind, wenn richtige Tore dastehen, entschieden wir uns, vorübergehend in den Park auszuwandern. Dort lernten wir dann auch andere Hobby-Fußballer kennen, die uns später auch auf der Bolzwies besuchten.

Zunächst fanden wir uns mit den neuen Umständen und der neuen Umgebung ab, doch nach einiger Zeit bekamen wir Heimweh. Dabei half uns die Tatsache, daß der FV 08 Püttlingen sich neue Jugend-Tore leistete und für die alten keine Verwendung mehr sah. Dank unserer guten Beziehungen zum Verein erhielten wir die alten Tore. Gemeinsam schleppten wir sie vom Jungenwald auf unsere gute alte Bolzwies, wo wir sie zunächst vom Rost befreiten und dann rot anstrichen. Für diese Farbe hatten wir uns entschieden, da uns weiß zu gewöhnlich war, und da wir außer rot keine andere mehr im Keller hatten. Die Tore wurden natürlich sofort eingeweiht, das heißt: erst nachdem wir den mal wieder zu hohen Rasen gemäht hatten.

Die Bolzwies war nun attraktiver denn je, einige konnten sich gar nicht mehr von dem Fleckchen Grün trennen, sodaß sie in warmen Sommernächten dort zelteten. Das nutzten zwei, die hier nicht näher genannt werden möchten, zu einem Streich aus: Während die Camper schliefen, wurden aus den Zelten alle Heringe entfernt, sodaß die Zeltstangen anschließend auf sehr wackeligen Füßen standen...

Es sprach sich schnell herum, daß man auf der Bolzwies am besten die schönste Hauptsache der Welt betreiben konnte, und viele, die heute Leistungsträger sind (wie Hödde oder Lemmi) hat in dieser Zeit die Faszination Bolzwies ergriffen. Wir hätten damals auch fast eine Damenmannschaft gründen können, um Sandra Wollert und Birgit Thiel herum, die bei ihren Debüts im Bolzwies-Sturm hervorragende Ansätze zeigten. Heute beschränkt sich der Zuspruch weiblicher Einwohner auf die Unterstützung von der Fankurve aus, wofür wir aber auch dankbar sind.

Mehr über das erste Turnier, die Vertreibung aus dem Paradies und den Umzug auf die "neue" Bolzwies lesen Sie im nächsten Bolzwies-Echo in Teil 3 unserer Serie "Von Anfang an".

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