Höhenflug

Bolzwies-Echo 2/94,   31.12.1994,   Artikel 3 von 18   zurück    weiter    Inhalt

Bericht vom Hallenturnier der Jungen Union Niedersalbach am 27.11.94 in Heusweiler. Von Andreas Kläser

Nach dem jüngsten Turniersieg in Saarlouis konnte man feststellen, daß die Mannschaft des FC Bolzwies nicht gerade mangelndes Selbstvertrauen aufwies. So gab es nur ein Ziel vor diesem Turnier in Heusweiler, das wir ja letztes Jahr schon gewonnen hatten: Titelverteidigung! Gerade, weil es wieder 30 Liter Bier zu gewinnen gab (die Sylvesterfeier muß ja finanziert werden), weil die neuen Trikots rechtzeitig fertig waren, und weil wir das winning team aus Saarlouis nicht geändert hatten, sollte jetzt nicht noch der Frust eines frühen Ausscheidens hinzukommen.

Vor dem Turnier gab es noch einige Dinge zu klären, insbesondere galt es, die steigende Tendenz in Ihléé's Formkurve, die gegen Anfang August ein Jahrhundert-Tief aufgewiesen hatte, zu bewahren. Zu seiner Motivation genügte eine Äußerung im Abschlußtraining: "In Heusweiler spielen die Stamm-Sechs und der Ihléé". Und siehe da, für das, was sich dann abspielte, wäre das Wort Leistungsexplosion untertrieben.

Das zweite Problemchen hätte Jens werden können, der eventuell auf irgendeine Kindtaufe gemußt hätte, aber er setzte seine Prioritäten doch noch rechtzeitig zugunsten des FC Bolzwies.

Damit war dann die Aufstellung klar: Arno im Tor, Hödde in der Abwehr (beide hatten sich in der KuFa 5 Stunden aufgewärmt, waren also topfit, ähem...), außerdem Jens, Lemmi (morgens frisch aus Stuttgart heimgekehrt), Ihléé, Flemming und Fronk. Balou Thiel hatte noch Aua am Fuß, unterstützte uns aber vom zweiten Spiel an vorbildlich in Ewald-Lienen-Manier (schließlich hatte er ja auch so eine hübsche, karierte Jacke an). Wie in Saarlouis war auch Susanne Engel da, und sie brachte sogar Sascha Berardo mit.

Die Spielzeit betrug in der Vorrunde 7 Minuten, das war zwar wenig, aber - da es kein Seitenaus gab - doch genug. Im ersten Spiel spielten wir gegen SWD, was immer das auch heißen mag, und schon nach einer Minute gingen wir mit 1:0 in Führung: Paulus hatte sich rechts durchgesetzt, paßte scharf in die Mitte und Hödde sorgte für die 50 Zentimeter, die dem Ball zum Überqueren der Torlinie noch fehlten. Das brachte natürlich gleich die nötige Ruhe ins Spiel, und so konnten wir weiter nach dem Motto verfahren: Flach spielen, hoch gewinnen. Das zweite Hörnchen machte Flemming, nach Jens-Eingabe von links, Direktschuß, Abpraller, Nachschuß, Tor (5.). Kurz darauf die endgültige Entscheidung: Lemmi mit Paß auf Flemming, der kreuzt vor dem Tor von rechts nach links, schnelle Drehung, Schlenzer ins rechte Eck, 3:0. Das hatten wir doch schonmal so ähnlich...

Die Pause vor dem zweiten Spiel nutzten wir dazu, uns zu einem weiteren Turnier anzumelden, das im Januar in der gleichen Halle stattfinden wird.

Im zweiten Spiel dann hieß der Gegner "Sturm Schlesien '89", ein Name, mit dem ein Abwehrspieler von uns heimatliche Gefühle verbindet. Geschenke verteilten aber der Schiedsrichter und Arno K.: Zunächst pfiff der Schiri eine Grätsche von Ihléé ab, obwohl dieser 100%ig den Ball gespielt hatte, den anschließenden Freistoß nahm Arno auf, ließ ihn aber wieder fallen, und der immerwährend im Strafraum stehende Gegner mit dem schönen lila Hemd und der roten Hose schob zum 1:0 ein. Das war zum Glück schon in der zweiten Minute, denn so hatten wir noch genug Zeit, zu reagieren: Flemming besorgte in der 4. Minute nach Doppelpaß mit Ihléé den Ausgleich. Damit fiel Arno K. ein Stein vom Herzen, und um seinen Fehler wieder gut zu machen, leitete er mit einem weiten Abwurf den Siegtreffer ein: Der Ball kam hoch über halblinks, Flemming lief hinterher und hob die Pille über den herauslaufenden Keeper ins lange Eck.

Die lange Pause vor dem dritten Einsatz verbrachten wir draußen bei den Autos, und Jens ließ ein Lied laufen (das von dem Hamster), welches eventuell unser Vereinslied werden könnte. Damit würde auch unser Maskottchen feststehen. Ein Riesenlob in Sachen Selbstbeherrschung geht auch an Flemming, der die Luft aus dem vor der Halle stehenden Fahrrad nicht rausgelassen hat.

Daß wir im Vorspiel - äh - im Spiel davor diesen Rückstand umgebogen hatten, gab weiteres Selbstvertrauen für's dritte Spiel: Genclik Anatolu hieß der Gegner, bei dem aber nicht so viele Türken mitspielten wie der Name vermuten ließ. Nebenbei: Daß es eine Fangemeinschaft Genclik Anatolu - Kassala Laball gibt, ist bisher nur ein Gerücht.

Jedenfalls ließen wir auch in diesem Spiel keinen Zweifel daran aufkommen, wer der Herr im Hause ist. Nach 3 Minuten bolzte ein Gegner den Ball an die Bande, Ihléé nahm den Abpraller auf, leitete ihn weiter zu Flemming, und der versenkte den Ball rechts unten im Kasten. Kurz darauf Hödde auf rechts, Doppelpaß mit Jens und Flachschuß links unten, 2:0. Und da aller guten Dinge drei sind, und weil wir auch mal wieder hoch aufs Tor schießen mußten, um nicht so leicht auszurechnen zu sein, besorgte Flemming mit einem Schuß in den linken oberen Winkel das 3:0. Die Vorlage kam von Jens.

Damit waren wir schon nach drei von vier Spielen für das Halbfinale qualifiziert, und bei einer Niederlage mit maximal 2 Toren sogar als Gruppenerster.

Daß wir praktisch nichts mehr tun mußten, merkte man im letzten Spiel: Es fehlten der Einsatz, der Drang zum Tor und am Schluß die Punkte. Mit 1:0 verloren wir gegen die Jusos Holz, die - von ihrer Sturmspitze abgesehen - eigentlich nicht die überragenden Spieler hatten. Der Treffer fiel nach einem Gestochere mit 5 Beteiligten an der 7-m-Marke.

Nach diesem Spiel gab es ein (im Nachhinein muß man sagen: reinigendes) Gewitter. Balou "Ewald" Thiel kritisierte Flemming und einige andere Spieler, und Jens verlor die Lust und wollte zur Kindtaufe.

Doch gegen Sankt Eligius gab es dann eine Trotzreaktion. Mit 5:0 fertigten wir den eigentlich als sehr stark eingeschätzten Gegner ab: 2. Minute, 1:0 durch Ihléé nach langem Paß von Jens. 3. Minute: Jens auf Flemming, der ins Tor, 2:0. Das 3:0 besorgte Jens dann selber nach Flemming - Hereingabe. Das 4:0 wieder durch Jens, der einen hohen Ball volley unter die Latte haute. Und schließlich war der Hattrick perfekt: Paulus liegend auf Jens, der ins Tor, 5:0.

Der große Unterschied in diesem Spiel war der Einsatz: Fronk klärte einmal mit Kick-Box-Sprung, sogar Lemmi grätschte, traf eindeutig den Ball, mußte aber für zwei Minuten vom Platz.. Das war beim Stande von 3:0. Als er noch nicht vom Platz war, führten die Gegner den Freistoß schon aus, schossen Lemmi an, und von dort ging der Ball ins Tor. Aber es zählte natürlich nicht. Stattdessen schossen wir in Unterzahl das 4:0.

Im Endspiel hieß der Gegner dann wiederum Jusos Holz, denn die hatten im Halbfinale den favorisierten FC Hüttenklause mit 1:0 im Siebenmeterschießen ausgeschaltet: Die ersten neun Schützen vergaben, der zehnte traf.

Die Spielzeit war mittlerweile von 7 Minuten (in der Vorrunde) über 10 Minuten (im Halbfinale) auf zweimal 7 Minuten angewachsen. Und das war auch gut so, denn die Jusos Holz waren wirklich zäh. Eine Riesenchance hatten sie zum 1:0, doch Arno K. klärte mit dem rechten Auge. Kurz vor dem Pausenpfiff aber hieß es 1:0 für uns: Nachdem wir vorher schon drei Hundertprozentige ausgelassen hatten, versuchten Jens und Flemming es mit Gewalt. Den 7. Nachschuß setzte letzterer dann endlich über die Linie, links unten neben den Pfosten.

In der zweiten Halbzeit lief es dann, Jens legte mit Hacke für Marc auf, der schoß das 2:0, Jens selbst lupfte zum 3:0, Ihléé machte das vierte und das fünfte Tor.

Damit war der Titel unser, und das wurde natürlich gefeiert, lediglich Antialkoholiker Lemmi erschien nicht zum Sektflaschenleeren im Clubheim. Die Stimmung reichte auch nicht ganz an die nach unserem allerersten Turniersieg in Dudweiler heran ("Arno, ham!"), aber in einer der nächsten Feiern steigern wir uns da bestimmt wieder.

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