Bolzwies-Echo 2/94, 31.12.1994, Artikel 10 von 18 zurück weiter Inhalt
Die Geschichte des FC Bolzwies. Oder: Ein Traditionsverein war auch mal klein. Von Andreas Kläser. Vierter und letzter Teil.
Am Sonntag, dem 5.4.92 - etwa 4 Wochen nach unserem Umzug auf die neue Bolzwies - trafen wir uns erneut für die wichtigste Hauptsache der Welt. Als ich ankam, merkte ich schon, daß irgendetwas nicht stimmte; denn normalerweise bolzten die ganz frühen immer schon auf die Tore, wenn ich kam, aber an diesem Tag standen sie ziemlich ratlos am Zaun der Gärtnerei. Ich vermutete zuerst, daß der Ball vielleicht über den Zaun geflogen sei, aber beim Näherkommen erkannte ich das Unfaßbare: Irgendjemand hatte unsere schönen, mühsam herbeigeschleppten Tore abgebaut und an den Zaun gekettet. Zunächst dachte ich, es könnte sich um einen Aprilscherz handeln. Aber nach detektivischer Kleinarbeit fanden wir heraus, daß die Gärtner höchstpersönlich für diesen Frevel verantwortlich zeichneten, und auf Nachfrage wurde uns auch der Grund genannt: Das Gelände gehörte der Bundesknappschaft, und die Klinik-Verwaltung könne es nicht hinnehmen, daß ohne ihre Zustimmung auf ihrem Gelände Bauwerke errichtet werden würden. Man sagte mir, ich solle mich dort melden, und das tat ich dann auch. Entgegen meiner Befürchtungen hatte der Mann weder Dracula-Zähne noch hatte er irgendwelche Folterknechte bestellt. Er machte nur deutlich seinen Standpunkt deutlich und verdeutlichte, wie sehr es ihm mißfiel, daß wir einfach so in Wildwest-Manier einen Teil seines Territoriums annektierten. Er ließ uns aber auch die Hoffnung, vielleicht mithilfe eines höflichen Briefes die Lizenz zum Spielen zu erwerben.
Das bedeutete für mich: Durch die Gegend fahren und Unterschriften sammeln, aber schon nach einem Tag hatte ich über zwanzig Stück zusammen, und damit bewaffnet machte ich mich zum zweiten Mal in die Höhle des Löwen auf.
Der langen Rede kurzer Sinn, die Leute zeigten Herz und befreiten unsere armen Tore von ihren Ketten. Es wurde uns erlaubt, bis auf weiteres das Gelände zum Bolzen zu benutzen, und von diesem Zeitpunkt an gab es nur Probleme, wenn irgendwelche neuen Pförtner, die uns noch nicht kannten, uns die Zufahrt zu den Garagen verwehrten.
Was dann folgte war praktisch Alltag: Wöchentliches Bolzen, ein paar neue Spieler, ein paar verließen uns, manchmal bestritten wir ein Hallenturnier, aber immer erfolglos, bis zu jenem 13.3.1993, als wir in der Kyllberghalle den ersten Pokal holten. Was seitdem geschehen ist, können Sie in den alten Bolzwies-Echos nachlesen, die wo Sie bei mir zum Preis von 1,50 DM nachbestellen können: Andreas Kläser, Kreuzbergstraße 19, 66346 Püttlingen. Über die Lieferzeit mache ich hier absichtlich keine Aussage.
Damit wäre die Vergangenheit aufgearbeitet, und bei meiner Aufgabe, der Nachwelt eine lückenlose Dokumentation der Bolzwies-Geschichte zu hinterlassen, kann ich mich nun auf das aktuelle Geschehen beschränken.