Far out

Bolzwies-Echo 2/97,   15.12.97,   Artikel 1 von 10   weiter    Inhalt

Bericht von der zweiten Maitour des FC Bolzwies am 1.5.1997 von Andreas Kläser.

Far out - Extreme Maitouring. Das war schon im Vorfeld das Motto unserer zweiten Maitour der Bolzwies-Vereinsgeschichte, und im Nachhinein stellte sich heraus, daß man diesen Tag nicht treffender hätte beschreiben können.

Daß was stattfinden sollte, war eigentlich schon seit dem letztjährigen Erfolg klar. Wohin es gehen sollte, eigentlich auch: Wenn irgend möglich, wollten wir zum TC Altenkessel marschieren, wo Balou Thiel ein Tennismatch hatte, und ihn dort abholen. Nur mit den Teilnehmern und den ihnen zu bratenden Extrawürsten (diesmal nur im bildlichen Sinne, obwohl wir natürlich auch wieder grillten) gab es einige Probleme: Daß wir für Schdolle einen Rollstuhl organisieren mußten, war noch einzusehen, schließlich ist seinem Knie nach der Kreuzband-Operation ein Tagesmarsch noch nicht zuzumuten. Daß einige Frauen sich besseres vorstellen können als mit mir über die Mannschaftsaufstellung des FCK zu diskutieren und daher ihr Mitkommen vom Mitkommen anderer Frauen abhängig machen, verstehe ich auch noch. Daß aber ein Stammspieler nur mitgeht, wenn sieben andere nicht mitgehen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

So sah es dann am Montag nach dem Janssen's-Spiel, als wir die Tour besprachen, nach folgender "Aufstellung" aus: Arno, Schdolle, Haddung, Flemming, Giga, Heiner, Berens, Flori, Schülbe (seit diesem Tag wegen des harmonischen Bildes, das er im Rollstuhl abgab, "der Chef" genannt) und Fronk sowie einige Eisbären, die sich uns anschließen wollten. Aber wir wußten noch nicht, wie wir auf den Altenkessel kommen sollten, denn der Weg durch den Wald war niemandem bekannt. Also fuhr ich am Mittwoch noch nach der Uni dorthin, um den Weg auszukundschaften. Ich fand jedoch keinen Weg, der durchgängig mit dem Wagen zu befahren gewesen wäre.

Abends dann fuhr ich mit Schdolle noch mal dahin, der mir nicht glauben wollte, und siehe da, wir fanden doch noch einen Weg. Der war zwar ungefähr 5 mal so lang wie die Entfernung Luftlinie, aber immerhin noch mit dem Wägelchen zu befahren. Als Seiteneffekt der Fahrt hatten wir ca. 17 dieser schönen, runden, weißen Schilder mit rotem Rand passiert, das Auto (zum Glück das von Jens und nicht meines) zweimal aufgesetzt, Wege befahren, die bis dahin noch nie einen Autoreifen gesehen hatten, Big Scherrer beim Extreme-sich-in-den-Mai-trinken erwischt und eine Reihe von Eichhörnchen, Katzen, Füchsen, Igeln, Mardern, Iltissen (is it an Iltis? It is an Iltis, isn't it? It is!), Kojoten, Wölfen, Wildschweinen, Löwen, Tiger, Känguruhs, Elefanten und Paviane gesehen. Naja, zugegeben, ich habe keine Ahnung von Botanik, aber die Tiere, die wir gesehen haben, sind in dieser Aufzählung bestimmt dabei. Wir bepackten an diesem Abend auch schon das Wägelchen, weil wir am nächsten Morgen direkt losmarschieren wollten, und zwar mit 100 Flaschen Treibstoff, aufgeteilt in 3 Kästen und 2 Kühltaschen, 2 Flit, 8 Scheite Brennholz, ein wenig Kleinholz, 1 Flaschenöffner, einige Birkenzweige mit bunten Bändern, Schdolle's Ghettoblaster, einige Kassetten, einen Fußball, feste Nahrung, Besteck, Flemming's Grill und der Bolzwies-Fahne.

Am nächsten Morgen um halb zehn wollten wir damit zu Tucker gehen, aber da Flemming mal wieder länger brauchte, Giga, Flori und Schülbe von ihm abhängig waren, Fronk und Haddung noch kurzfristig abgesagt hatten, Hödde verschlief, und Heiner kein Auto hatte, waren nur Schdolle und ich zum verabredeten Treffpunkt erschienen. Also ging Schdolle Heiner abholen, und als er zurück kam, waren auch die vier aus der Humes schon da. So ging es dann mit 45-minütiger Verspätung los Richtung Tucker. Auf dem Weg dorthin stießen noch Hödde, Berens und Stefan Stauner zu uns. Kurz vor halb elf bei Tucker angelangt, warteten wir noch ein wenig auf einen Eisbären-Spieler, der dann aber doch nicht kam, und dann ging es los. Neben den aufgezählten waren noch Thomas, Tina und Nicole von den Eisbären zugegen, so daß unser Troß 14 Leute zählte. Irgend jemand erzählte, daß es irgendwo ein Mai-Gewinn-Treff gab, bei dem die größte Gruppe, der schönste Wagen und die weiteste Anreise prämiert wurden. Bei der größten Truppe hätten wir keine Chance gehabt, beim schönsten Wagen schon eher (aber nicht der von den Eisbären (grins) ), und bei der weitesten Anreise hätten wir konkurrenzlos gewonnen, wenn nur der Fußmarsch gezählt hätte.

Tja, hätte, wäre, wenn ich diesen Bericht schon im Mai zu Ende geschrieben hätte, könnte ich mich sicher an mehr Details erinnern. Aber jetzt haben wir Dezember, und wider Erwarten will der streikende Student Schdolle doch noch ein Echo rausbringen. Also versuche ich, von der eigentlichen Tour das zu schildern, was ich noch weiß.

Ich weiß zum Beispiel, daß schon kurz nach dem Abmarsch der Treibstoffvorrat begann, abzunehmen, daß die Route die Humes runter, den Kapellenberg runter und dann den Hohberg hoch zu Lemmy führte, daß wir schon vor dieser Zwischenetappe eine Pause unter einer Brücke einlegten, daß die Fußrasten des Rollstuhls, auf dem Schdolle die meiste Zeit zu sitzen pflegte, andauernd aufsetzten, es sei denn, man brachte ihn bei etwas schnellerem Tempo in Kippstellung, was aber dem dann hilflos dem Fahrer ausgelieferten Schdolle nicht recht behagen wollte.

Die noch relativ vollen Kästen den Hohberg hoch zu ziehen, war eine Tortur, aber es war geil. Oben angekommen, waren wir zunächst mal geplättet, aber nach einem Besuch bei Lemmy und seiner feuerroten Schwester ging es wieder weiter. Durch die Bildchenstraße steuerten wir dem Wald entgegen, und Heiner erzählte Witze. Wißt ihr eigentlich, was Frauen und ... ach nein, das gehört hier nicht hin.

Es folgte ein abschüssiger Streckenabschnitt, und zwar sowohl nach vorne als auch zur Seite. Doch wir schafften es gut, den Wagen auf der Strecke zu halten, lediglich die im Vergleich zum Raddurchmesser dicken, im Weg liegenden Steine bereiteten Probleme. Doch ohne Achsbruch waren wir wieder im Tal angelangt. Es sollte der letzte Aufstieg zum Altenkessel folgen. Ein Abschnitt war von der Anstrengung her mit dem Hohberg gleichzusetzen. Die nicht mehr ganz so vollen Kästen diese Strecke hochzuziehen, war eine Tortur, aber es war geil. Natürlich mußten wir oben, am Rande eines Klärweihers, eine Rast machen. Highlight dieser Rast war Heiners Auftritt als Eishockeytorwart: Mit zwei Brettern einer zerschmetterten Holzkiste als Beinschoner, einem Ast als Schläger und einer Tüte als Helm versuchte er, die Schlagschüsse der anstürmenden Kufencracks zu parieren. Und das meist mit Erfolg. Danach ging es dann ohne Unterbrechung weiter zu Balou. Dessen Mannschaft hatte ihr Spiel gerade gewonnen, und Balou war bereit zum Abmarsch. Nach dem Umtausch leere gegen volle, in Balous Auto deponierte Flaschen, ging es zurück zur Wassertretstelle, wo wir die nächsten Stunden verbringen wollten. Die Flaschen wurden zur Kühlung ins Wassertretwasser gelegt, Arno baute einen soliden Grill, und Flemming und Schdolle entfachten ein Feuer, das sie lieber mal öfter auf dem Platz entfachen sollten, aber das ist eine andere Geschichte. Was im Detail noch passierte, weiß ich nicht mehr so genau. Wir haben gegrillt, viel gelabert, spielten Federball, warfen "den Chef" ins Wasser und hatten eine Menge Spaß. Mit der Zeit wurde die Runde immer kleiner. Einige wurden zur Frau abkommandiert, andere wollten unbedingt für die Uni noch was machen. So traten wir dann, um einige Leute geschrumpft, den Heimweg an. Der Heimweg zeichnete sich durch zwei besondere Ereignisse aus, an denen beide Male Flori Petterson beteiligt war. Beim ersten Mal brachte er - zusammen mit dem an diesem Tag ebenfalls recht aktiven Giga - den Rollstuhl zum Kentern, mit anschließender Rolle vorwärts versteht sich. Kurz darauf stellte er fest, daß er seinen Haustürschlüssel verloren hatte, und wir mußten einen halbstündigen Fußmarsch rückwärts machen, bis wir ihn wieder gefunden hatten. Das nutzten wiederum andere, um sich erneut abzusetzen, so daß am Schluß als harter Kern nur noch Berens, Schülbe, Flori und ich übrig blieben. Aber das letzte Stück schafften wir dann auch noch. Zum guten Abschluß hißten wir dann noch vor dem Püttlinger Rathaus die Bolzwies-Fahne am Fahnenmast, und damit war die Stadt unser.

Fazit: Teilweise war die Maitour eine Tortur, aber es war geil.

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