Unbefriedigend

Bolzwies-Echo 1/98,   1.7.98,   Artikel 1 von 7   weiter    Inhalt

Bericht über das Hallenturnier des SC Primsweiler in Schmelz am 31.1.1998. Von Andreas Kläser.

Schmelz. Die erste Herausforderung des Jahres. Es geht wieder um 500 DM. 1996 waren wir erfolgreich. Turniersieger. Eine grandiose Leistung. Nachzulesen im entsprechenden Bolzwies-Echo.

Mittlerweile - 2 Jahre später - ist von der damaligen Euphorie nichts mehr zu merken. Die Bolzwies-Chronik liest sich zwar immer noch recht gut, weist einige Turniersiege auf. Doch schaut man genauer hin, so erkennt man: Immer dann, wenn es wirklich um etwas geht, wenn es mal hart wird, dann ist für den FC Bolzwies früh Endstation.

Ich will jetzt hier nicht jammern und lamentieren, denn schließlich gibt es sogar in allernächster Umgebung Mannschaften, die überhaupt nie was gewinnen, dennoch: Im Verhältnis zu dem, was wir können oder könnten, springt einfach zu wenig dabei heraus.

Die Gründe scheinen vielfältig: Unsere Chancenauswertung, wir kassieren dumme Tore, die Schiedsrichter, die Gegner, Pech, der Turniermodus, die Auslosung, schlechte Tage, Verletzungen. Manchmal kommt alles zusammen. Und Streit hinzu. Jedenfalls war das vor nicht all zu langer Zeit so. Da hatte jeder an jedem etwas auszusetzen. Starallüren, Unfähigkeit, Arroganz, fehlende Einstellung, Egoismus, zu wenig Einsatz, zu wenig Zeit, die ganze Palette. Mittlerweile habe ich jedoch so den Eindruck, als habe sich wenigstens das gebessert. Zwar nimmt sich unser aller Star Marco Paul (Name natürlich wieder geändert) immer noch gerne heraus, gerade dann mit dem Frühstück zu beginnen, wenn wir eigentlich zum Turnier losfahren wollen und dann auch noch auf der Fahrt anhalten zu lassen, um Kaffeestückchen kaufen zu können, doch ich glaube behaupten zu können, daß dies ihm mittlerweile nachgesehen wird, weil der grundsätzliche Respekt und das gegenseitige Verständnis wieder da sind. Und wenn wir dies fortsetzen können, daß wir trotz aller Kritik und gegensätzlicher Meinungen eine sich achtende Gemeinschaft bleiben, dann bin ich sicher, daß wir in naher Zukunft auch mal wieder ein großes Turnier gewinnen werden.

Wie das in Schmelz. Denn so überragend waren die Gegner auch diesmal nicht. Dennoch sind wir wieder mal absolut unnötig ausgeschieden. Die Grundlage für das Ausscheiden wurde schon im ersten Spiel gegen "die Ehemaligen" gelegt. Dieser Mannschaft mit einem Durchschnittsalter um die 35 sah man an, daß es wohl ehemalige aktive Spieler waren, denn taktisch und fußballerisch waren sie top. Trotzdem hätten wir sie packen können. Aber bei unseren vielen Chancen reichte es immer gerade so nicht. Anders die Ehemaligen. Erster Eckball, 2 von uns decken kurz, lassen aber eine Lücke, die beiden anderen in der Mitte schlafen, der Ball wird in die Lücke gespielt, ein Ehemaliger spritzt dazwischen, Tor (2.) Aber wir spielen weiter wie bisher, lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Mit Erfolg: Nach 6 Minuten gelingt XXX der Ausgleich nach Vorlage von XXX. Mit diesem 1:1 könnten wir leben. Trotzdem spielen wir weiter offensiv, erarbeiten uns weitere hochkarätige Chancen. Aber immer reicht es gerade so nicht. Kurz vor Schluß dann die Strafe: Ein Gegner tändelt an der Mittellinie, wird nicht angegriffen, geht zwei Schritte, dreht sich, zieht ab, Tor. Ganz einfach. Noch 1 Minute, noch 1 Versuch, Pfosten, vorbei. 1:2. Bei dem Turniermodus schon das halbe Aus: Nur die Gruppensieger kommen weiter sowie der Punktbeste der drei Gruppenzweiten aus den Vormittags-Vorrunden-Gruppen. Unsere einzige Chance jetzt: Die beiden übrigen Spiele hoch gewinnen und hoffen, daß keine andere zweitplazierte Mannschaft 7 Punkte oder 6 Punkte und mehr Tore als wir erreicht.

Im zweiten Spiel begannen wir dementsprechend motiviert und furios, führten nach 5 Minuten und 1000 Chancen jedoch nur 2:0 (durch XXX (XXX) und XXX (XXX)). Doch dann wurde wieder der Schlendrian eingewechselt, und dessen Lieblingsbeschäftigung ist es, Chancen leichtfertig zu vergeben und im Gegenzug Tore zu kassieren. Eins davon fiel, als der Ball eigentlich schon abgewehrt war, im Nach-Kopfball, das andere nach einem absolut lächerlich unberechtigten Freistoß durch die Mauer hindurch. Dumm eben. Das zwischenzeitliche 3:1 durch XXX (XXX) stellte wenigstens unseren Sieg sicher.

Im dritten Spiel erreichten wir dann ein weniger gefährdetes, aber wieder mal viel zu niedriges 3:0. Torschützen: XXX (XXX), XXX (XXX) und XXX (XXX).

Zufrieden konnten wir damit nicht sein, denn wir waren zwar Gruppenzweiter, aber daß beide anderen Zweiten weniger als 6 Punkte und 7:4 Tore erzielen würden, war unwahrscheinlich. Mit der Zeit ergab sich dann, daß die Eisbären, die in den beiden anderen Gruppen mit jeweils einer Mannschaft vertreten waren, uns helfen konnten: Wenn beide (Eisbären 1 und 2) im letzten Spiel mit maximal 2 Toren Unterschied verlören, wären wir weiter. Und siehe da, die Eisbären 1 mit den Ex-Bolzwiesern Tucker, Vochel und Ewald spielten bravourös und unterlagen nur mit 1:2. Es sollte das Spiel der Eisbären 2 folgen, die dann jedoch, um es vorwegzunehmen, mit 0:3 verloren, obwohl sie ebenfalls bravourös gekämpft hatten.

Über die Begleitumstände dieses Spiels kann sich dann jeder selbst ein Urteil bilden: Die Ausgangslage war, daß kaum mit einer knappen Niederlage der Eisbären 2 zu rechnen war, da sie sich bis zu diesem Zeitpunkt so ziemlich als Kanonenfutter präsentiert hatten (0:3, 0:5). Solche Gegebenheiten kann man hinnehmen, muß man aber nicht. Also versuchten einige Spieler von uns, vor allem ein Spieler namens Mike Uhl (Name mal wieder geändert), die Eisbären dazu zu bringen, die 2. Mannschaft (verbotenerweise) mit Spielern der ersten Mannschaft zu verstärken. Während Tucker, Spielführer von Mannschaft 1, aus moralischen Gesichtspunkten absolut dagegen war, war Andreas Berens, Kapitän der 2. Mannschaft bereit, uns zu helfen. Nach einigem Hin und Her wurde dann Ewald von der ersten Mannschaft zur zweiten transferiert, und das Spiel begann. Und wie gesagt, die Eisbären 2 schlugen sich bravourös, erst eine Minute vor Schluß fiel das entscheidende 0:3. Damit hatten deren Gegner 6 Punkte und 7:3 Tore, wir dagegen, zur Erinnerung, 6 Punkte und 7:4 Tore. Wir waren also draußen. Aber Mike Uhl, dieser Fuchs, hatte noch eine Trumpfkarte in petto, und das waren die Turnierbestimmungen. In denen hieß es nämlich, daß ein Spiel, zu dem eine Mannschaft nicht antritt, mit 0:0 Toren und 3 Punkten für den Gegner gewertet werden würde. Der Gedankengang war also folgender: Die Eisbären 2 haben einen nicht spielberechtigten Spieler eingesetzt, also müssen sie disqualifiziert werden, das Spiel wird also mit 0:0 Toren gewertet, die anderen haben dann zwar immer noch 6 Punkte, aber nur noch 4:3 Tore. Damit wären wir weiter. Rein rechtlich wohl eine Grauzone. Aber rationell betrachtet absolut lächerlich: Wenn durch den unberechtigten Spieler jemand geschädigt werden konnte, so wären das die Gegner der Eisbären gewesen. Und dann hätten die Protest einlegen können. Aber da sie weiter waren, warum sollten sie? Diese Tatsache wurde von unserem Mike Uhl dann mal so eben vernachlässigt, er legte Protest gegen die Spielwertung ein, und die

Turnierleitung ging tatsächlich darauf ein, ließ sich in Diskussionen verwickeln, die eine halbe Stunde dauerten. Natürlich flogen wir im Endeffekt dann doch (aufgrund der Nachlässigkeit vorne und hinten absolut verdient) raus, das Ergebnis blieb bestehen, aber man braucht sich jetzt wenigstens nicht vorwerfen zu lassen, nicht alles versucht zu haben.

Nach Meinung einiger Eisbären jedoch haben wir uns absolut unkollegial verhalten, haben sie zuerst zu Mauscheleien "überredet" und dann bei der Turnierleitung "angeschwärzt", und so ihren Ruf zerstört. Ein Vorwurf, der wohl in erster Linie Mike Uhl gilt. Offensichtlich gab es deswegen sogar Streit unter den Eisbären. Meine Meinung dazu: An diesen Aspekt habe ich zu keiner Zeit gedacht: Ich war genervt wegen der Diskussion, weil ich heim wollte; daß die Turnierleitung sich überhaupt auf die Diskussion einließ, war schon lächerlich; aber das aufopferungsvolle Argumentieren von Mike Uhl, im Kampf gegen die Turnierleitung kann man im Nachhinein sogar noch witzig finden. Ich denke, daß er nur im Sinn hatte, irgendwie weiter zu kommen und/oder die Turnierleitung und die Eisbären-Gegner ein bißchen zu ärgern. Den Eisbären schaden wollte wirklich niemand zu irgendeinem Zeitpunkt. Und überhaupt, was hätten sie schon zu verlieren gehabt bei 0 Punkten und 0:11 Toren? Und die Befürchtung, daß sie nächstes Jahr nicht mehr zum Turnier zugelassen werden, teile ich auch nicht. Da besteht schon eher für uns die Gefahr. Also, Eisbären, macht euch wegen diesem Quatsch keinen Kopp, das ist es wirklich nicht wert!

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