Von Anfang an

Bolzwies-Echo 1/94,   1.10.1994,   Artikel 6 von 9   zurück    weiter    Inhalt

Die Geschichte des FC Bolzwies. Oder: Ein Traditionsverein war auch mal klein. Eine vierteilige Serie von Andreas Kläser. Teil 3.

Ich weiß nicht mehr, wer die Idee hatte, aber irgendwie war der Bazillus auf einmal da: Wir mußten unbedingt mal ein Turnier mitspielen, immer nur auf der Wiese zu kicken, reichte nicht. Nach vielem Hin und Her dann war es perfekt: Die Junge Union Püttlingen veranstaltete am 18.11.1990 in der Kyllberghalle ein Hallenturnier. Und der FC Bolzwies war dabei. Aber wir hatten keine Trikots. Deshalb bestellte ich für meinen C 64 - Drucker ein Spezial-Farbband und elf T-Shirts, sodaß wir Rückennummern, Schriftzug und Vereinswappen aufs Papier drucken und anschließlich auf die T-Shirts bügeln konnten. Damit waren wir wenigstens einigermaßen gut ausgestattet und gingen guten Mutes in das Turnier: Wir spielten in einer Gruppe mit der Erwerbslosenselbsthilfe II und der Mannschaft von Dilsburg Eck aus Heusweiler. Die beiden Gruppenbesten kamen weiter, nur leider waren wir da nicht dabei: Nach einem 2:1 gegen die ESH und einem 0:3 gegen Dilsburg hatten wir 2:2 Punkte. Wenn dann die ESH nicht gegen Dilsburg Eck gewonnen hätte, wären wir weiter gewesen. Aber es hat nicht sollen sein.

Es spricht für die Fußballverrücktheit und die Kameradschaft in unserer Mannschaft, daß wir danach geschlossen eine Trainingseinheit bei strömendem Regen auf unserer Bolzwies einlegten. Sogar unsere beiden weiblichen Fans Alex H. und Sandra W. waren dabei.

Einige Monate später dann ein Einschnitt in die Bolzwies-Idylle: Die grausamen Gerüchte hatten sich bewahrheitet: Die Stadt Püttlingen würde am Heidknüppel ein riesiges neues Wohngebiet schaffen. Opfer: Eine Reihe von Bäumen, Sträuchern, Vögeln, Grillen - und: Der FC Bolzwies. Unsere schöne, ebene, große, ruhige und vielbesuchte grüne Bolzwies würde in kürzester Zeit einer Horde von wilden, häßlichen, zerstörerischen gelben Baggern und Planierraupen zum Opfer fallen. Und nichts mehr war zu ändern. Die Erklärung der Stadt, es würde ja ein Kinderspielplatz gebaut werden, soll hier nicht kommentiert werden.

Als die Bagger zu baggern begannen, war unsere Bolzwies so ziemlich als erstes dran. Vorübergehend verschoben wir sie auf die andere Seite des kleinen Wäldchens und spielten noch einige Monate zwischen Baumaschinen und Kanal-Gräben auf einem nicht mal halb so großen Feld.

Irgendwann war auch damit Schluß, und wir mußten unsere Tore abbauen. Sie lagen einige Tage herum, bis eines davon vom unglücklichen Herrn Jamin zum Müll gegeben wurde. Erfreulicherweise konnte uns Herr Vogl schnell ein Ersatztor aus alten Barrieren schweißen.

Wir schlugen dann umgehend unsere Tore hinter dem Hubschrauberlandeplatz an der Klinik auf: Ein abschüssiges und von Brombeerhecken umgebenes Gelände. Aber es war halt nichts besseres da. Damit war die "alte" Bolzwies tot, die "neue" geboren.

Was die Bolzwies mit dem Wilden Westen zu tun hat, und wie die Zeit bis zum ersten Bolzwies-Echo verging, lesen Sie im vierten und letzten Teil unserer Serie "Von Anfang an".

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