Mit Kattre-Wäng-Däng nach Ruäng

Bolzwies-Echo 1/94,   1.10.1994,   Artikel 5 von 9   zurück    weiter    Inhalt

Bericht von der Fahrt der Betriebs-Sport-Gemeinschaft der Commerz- (Ex-Credit-) Bank Saarbrücken nach Rouen. Von Andreas Kläser.

Nachdem es im letzten Jahr ein großes Essen in der Arbeitskammer gegeben hatte, wurde diesmal das Kapital der BSG der CCB aufgebraucht, um eine Fahrt ins französische Rouen (sprich: "Ruäng") zu finanzieren. Von der Bolzwies waren mit dabei: Hödde H., Arno K. und Balou Thiel. Marc Paulus und Michael Ihl verzichteten aus für mich unverständlichen Gründen. Mitten in der Nacht ging's los: Um 5:45 war Treffpunkt in der Faktoreistraße, und um 6:02 fuhr der Bus mit nur zweiminütiger Verspätung los. Das gab es bei Bolzwies-Turnieren noch nie.

Um 6:05 hatte Bernd Steininger seinen ersten Schnaps gekippt und begann, die Stimmung anzuheizen. Leider saß er hinten im Bus, und wir vorne, sodaß wir nur einen Bruchteil seiner Sprüche mitbekamen. An dieser Stelle nur zwei Kostproben: "Wer lange auf dem Klo sitzt, macht viel durch" und "Ein Pfälzer Jäger hat letzte Woche einen Bischmisheimer erschossen, weil auf seinem Hemd gestanden hat: Ree-Bok." Wenn man selbst so ein, zwei Bier getrunken hat, kommt man da aus dem Lachen nicht mehr heraus. Weniger Erfolg in dieser Hinsicht hatte ein anderer Banker, der uns vom Aussehen her unwahrscheinlich an den verstorbenen englischen Komiker Benny Hill erinnerte. Er versuchte, mit B. Steininger mitzuhalten, aber nicht jeder seiner Witze saß. Bei jedem Fehlschlag intonierten Balou, Hödde und ich die Titelmelodie aus der Benny - Hill - Show, und die erklang ziemlich oft...

An der ersten Raststätte wurde dann das Wort der Fahrt entdeckt: Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hatten wir uns gerade über Boris Becker's Satz in Richtung David Wheaton amüsiert, der da lautete: "Pliiß ständ stiiill, wänn ai sörf", und da entdeckten wir ein Schild mit der Aufschrift "Grill". Von da an war dieses Wort "Griiill", in schlesischem Mama-H-, Boris-B- Mix-Dialekt ausgesprochen, das Wort der Fahrt, so wie einst "Bull" und "Wass'n loss" (Alt-Bolzwieser werden sich erinnern).

Die Fahrt war ziemlich kurzweilig, mal lauschten wir den Herren Steininger und Co., die hinten im Bus den Alkoholvorrat verbrauchten und so nebenbei ein Würfelspiel namens "Kattre-Wäng-Däng" spielten (wie immer das auch geht), mal spielten wir Skat oder mit Andreas Welsch Siebzehn und Vier oder sahen im Bordfernseher ein Video über die letzte Tour der CCB nach Genf (Oktober '91), wo allerdings noch keine Bolzwieser mitgefahren waren.

In der zweiten Pause wurde die neue, von der Bankerin Michaela aus Sitterswald fabrizierte, gelb-schwarze C(C)B-Fahne eingeweiht. Dazu stellte sich B. Steininger in ein Loch, redete ein paar würdevolle Reden und begoß das edle Tuch mit noch edlerem Karlsberg-Ur-Pils.

Gegen Vierzehn Uhr kamen wir in Ruäng an und bezogen unsere Zimmer. Wenn man bedenkt, daß wir im Februar in Duisburg in einem Drei-Sterne-Hotel gewohnt hatten, und daß dies ein Zwei-Sterne-Hotel war, dann möchte ich in Anbetracht des gewaltigen Unterschiedes nicht wissen, wie ein Ein-Sterne-Hotel aussieht. Aber wir wollten nicht maulen und akzeptierten für den einen Tag die Risse in der Wand, das quer durchs Zimmer verlaufende Abflußrohr und die Tatsache, daß wir etwa sieben Minuten und elf Sekunden brauchten, um die Klospülung zu finden. Was uns mehr ärgerte, war, daß der einzige empfangbare deutsche Fernseh-Sender RTL und nicht Sat 1 war, denn dadurch konnten wir abends nicht "ran" gucken. Die Bundesliga-Ergebnisse erfuhren wir somit erst um 19 Uhr, einige Stunden unglaublicher Nervosität lagen dazwischen.

Zuvor hatten wir bei der Stadtführung gelernt, daß die Stahlspitze der Ruängener Kathedrale 8000 Tonnen wog, daß einst die Leute dort von der Tuchherstellung gelebt hatten, daß die Jungfrau von Orleans ("Schann Daak") in Ruäng auf einem Haufen gescheitert worden war, und daß uns jede Ecke der Stadt irgendwie an das Wort "Griiill" erinnerte.

Nach unserer Rückkehr ins Hotel ließen wir uns auf die Liste des Portiers schreiben, der den Weckdienst organisierte. Dabei wurde jeder von ihm gefragt: "Wieviel Cimmer Du bist?"

Am Abend waren wir ins Hotel Mercure eingeladen (eine Filiale existiert auch in Saarbrücken). Piekfein und sehr teuer. Positiv war, daß das Essen wirklich schmeckte, und daß es uns Bolzwieser nichts kostete. Was mich ärgerte, war die vornehme Stimmung (wie ich dazu stehe, siehe Bolzwies-Echo 4/93, Starportrait Arno K., Frage: "Was ödet Sie an?"), die etwas zu kleinen Portionen und eine Kellnerin, die sich ruhig mal den Bart hätte abrasieren können.

Nach dem Essen irrten wir zunächst etwas ziellos durch die City, ehe wir uns dann zu einer Gruppe mit Bankern gesellten, die schon eine Zeitlang am bechern waren ("Une dépression, s'il vous plaît!"). Leider war B. Steininger nicht dabei, aber trotzdem war es ganz lustig. In Anbetracht des bevorstehenden Fußball-Matches verabschiedeten wir uns gegen ein Uhr, um nicht ganz ohne Schlaf zu sein.

An diesem Abend haben wir die Aktion von Bernd Steininger verpaßt, der mit einem Mann und zwei Frauen Richtung Toilletten ging und mit dem Mann verabredete, direkt das Damenklo aufzusuchen. Die Frauen gingen dann natürlich automatisch aufs Herrenklo, nur leider gab es dort nur Pissoirs...

Der nächste Tag begann mit dem Klingeln des Weckdienstes. Ich duschte schnell und begab mich zum Frühstück, wo wir Croissants und "Flit" mit Marmelade bekamen. Letzeres war nicht so gut, und vielleicht war das der Grund, daß mir auf der anschließenden Fahrt ins 100 km entfernte Dieppe so schlecht war. Als wir dort ankamen, wurden wir sofort wieder neidisch, denn in Frankreich hat nun wirklich jedes Kaff einen Rasenplatz. Dieppe hatte derer drei, und den einen weihte ich gleich mal mit einer Test-Grätsche ein. Gegner in diesem Spiel war die Ex-Partner-Bank der Commerzbank, die "Crédit Lyonnais". Schwach, daß sie nur neun Mann zusammenbekamen, sodaß von uns Bernd Steininger bei ihnen spielen mußte, noch schwächer, daß sie keinen Schiedsrichter organisieren konnten, sodaß einer von uns pfeifen mußte.

Die Aufstellung war also folgende: Tor: Andreas Kläser, Abwehr: Bernhard Bach, Hans-Jörg Thönnes, Dieter Hombrecher und Klaus Welsch. Mittelfeld: Herr Veit, Thomas Heidenreich, Dirk Hombrecher. Sturm: Christian Klein, Bernd Schäfer, Patrick Thiel. Ersatz (2. Halbzeit für Veit): Jemand namens Han-Zwerner.

Das Spiel begann gut, schon nach zwei Minuten hätte Balou Thiel, der die Nummer 10 trug und Marc Paulus vergessen ließ, mit einem Flugkopfball das 1:0 markieren können, doch der Ball strich knapp am linken oberen Eck vorbei. Aber schon kurz darauf rappelte es: Nach einem Schnitzer des gegnerischen Torwartes, der den Ball nicht festhalten konnte, war Bernd Schäfer zur Stelle und markierte unsere Führung (4.). Die währte allerdings nicht lange, denn in der 6. Minute fiel nach einer Reihe von Abwehrfehlern das 1:1. Nach einer ähnlichen Situation gerieten wir in Rückstand (13.), konnten aber durch Christian Klein zum 2:2 ausgleichen (18.). Der direkte Gegenzug bedeutete wieder die Führung für den Gegner (19.), und Balou Thiel sorgte mit einem Kopfballtor dafür (25.), daß wir mit einem Unentschieden in die Pause gehen konnten. Dort gab es Isostar zu trinken, und das muß wohl der Grund für unsere Leistungssteigerung im zweiten Abschnitt gewesen sein. Da konnte nämlich Dieter Hombrecher nach Foul an seinem Sohn Dirk einen Elfmeter zum 4:3 verwandeln (41.). Fünf Minuten später dann die spielentscheidende Situation: Klaus Welsch packte im eigenen Strafraum die Grätsche aus und traf den Gegenspieler. Das gab Elfmeter, und der Torwart trat an. Ich hielt und spielte den Ball nach links hinaus. Statt zurückzulaufen, gratulierte mir der Torwart zuerst noch und mußte mitansehen, wie Balou Thiel eine hohe Hereingabe mit dem Knie an zwei Feldspielern vorbei im Tor versenkte (46.)

Alle dachten, das Spiel sei damit gelaufen, außer Klaus Welsch. Er wollte es wohl unbedingt noch einmal spannend machen und setzte vom Sechzehner aus einen Kopfball an die Latte des eigenen Tores. Glück für uns in dieser Szene. Nach 59 Minuten machte Dieter Hombrecher mit dem 6:3 den Sack endgültig zu, und Balou Thiel setzte mit einem coolen Schieber ins lange Eck den Schlußpunkt (62.).

Im Duschtrakt dann eine weitere Enttäuschung: In acht Kabinen hingen insgesamt vier Spiegel, und in der neunten gab es die einzige Steckdose...

Dann ging es zum Mittagessen. Das fand etwa dreißig Kilometer weiter statt, und zwar in einer Räumlichkeit, die man nicht gerade als luxuriös ausgestattet bezeichnen kann. Wenigstens waren die Tische fein gedeckt. Es gab als Vorspeise Salat, dann irgendwas mit Fisch, als Hauptspeise Hähnchen mit würfelförmigen Fritten und mit Bohnen, als Dessert Käse, dann Kuchen und Kaffee. Die Zeremonie dauerte nur drei Stunden.

Währenddessen taten sich wieder Benny Hill und Bernd Steininger hervor, letzterer mit seinem Trinkspruch: "Wie heißt Du? Alain? Alain, Prost!"

Einen Fettnapf betrat Herr Welter (das ist der mit der hübschen Tochter), der ein Geschenk zu überreichen hatte, das sich in einer Plastiktüte befand, neben den beiden Wimpeln der Crédit Lyonnais, die wir vor dem Spiel erhalten hatten. Seine Rede endete nach den Worten "...darf ich Ihnen nun dieses Geschenk überreichen, und außerdem diese beiden Wimpel..." in tosendem Gelächter.

Gegen fünf traten wir die Heimreise an. Bis zum Ende der Fahrt wurde noch viel gelacht, und um 2 Uhr am Montagmorgen gingen zwei erlebnisreiche Tage zu Ende.

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