Unglückliche Turniersieger

Bolzwies-Echo 1/95,   14.5.1995,   Artikel 8 von 10   zurück    weiter    Inhalt

Bericht vom Kleinfeldturnier des FC St. Eligius am 7.5.1995 in Saarbrücken-Burbach. Von Andreas Kläser

Also, wer uns an diesem Sonntag Abend so gesehen hätte, der hätte nie im Leben vermutet, daß da gerade ein frischgebackener Turniersieger vor ihm steht. Der Grund dafür war das "Supercup-Spiel" gegen den Turniersieger vom Vortag, ein Haufen von Bodybuildern, die irgendwas mit "gag" im Namen hatten. Doch beginnen wir von vorne:

Marc hat mittlerweile wohl seinen Titel als tolpatschigster Bolzwies-Spieler - was das Mitbringen der Arbeitsutensilien angeht - an mich verloren, denn zum zweiten Male hintereinander fand ich vor dem Turnier meine Handschuhe nicht. Daß sich die Abfahrt deswegen um eine Viertelstunde verzögerte, machte nichts, denn es gab wohl auch einige andere Mannschaften, denen man das Wort "Pünktlichkeit" nicht ins Stammbuch geschrieben hatte. Das Turnier begann deshalb mit 40-minütiger (!) Verspätung. Eine Mannschaft - der FC Sporteck nämlich - reiste sogar nur mit zwei Personen an, die der Turnierleitung persönlich ihre Absage erteilten und dann wieder verschwanden. Die waren zufälligerweise in unserer Gruppe, und so hatten wir zwischen unseren beiden verbleibenden Vorrundenspielen wieder mal drei Stunden Pause, die wir mit Sonnen, Eisessen, Jonglieren und Hödde beobachten verbrachten.

Zu diesem Zeitpunkt ging es uns ganz gut, der 3:0-Sieg über die Rumpelfaß Bombers (Tore: Lemmi (Marc), Marc (Giga), Eigentor (Lemmi)) ließ uns die lange Wartezeit vergessen und darüber hinwegsehen, daß die Platzverhältnisse nicht dem entsprachen, was wir so von anderen Turnieren gewohnt waren. Auch die Organisation war nicht perfekt, aber die Turnierleitung gab sich Mühe, die Leute dort waren (mit Ausnahmen, für die aber hier keine weitere Druckerschwärze verschwendet werden soll) auch ganz nett, die Spiele waren allesamt sehr fair, und das war die Hauptsache.

Da wir mit diesem 3:0 schon weiter waren, konnten wir uns im zweiten Spiel gegen den FC Sirrio eine 0:1-Niederlage erlauben, die zwar unnötig war (Abwehr- und Torwartfehler beim Gegentor und ein verschossener Elfmeter in der Schlußsekunde) und uns auf den zweiten Gruppenplatz zurückfallen ließ, die uns aber nicht sehr weh tat. Ausnahme: Marc, dessen Fehlschuß am Schluß von einer Zuschauerin auf Video festgehalten wurde. Daß Marc für die Vernichtung des Beweismaterials eine Million DM geboten haben soll, ist allerdings nur ein Gerücht.

So hatten wir uns mal wieder in die meiner Meinung nach schwerere Zwischenrunden-Gruppe gespielt, denn dort ging es im ersten Spiel gegen den FC Hüttenklause, der im allgemeinen einen feinen Fußball spielt und auch bei allen Turnieren, bei denen wir sie gesehen haben, vorne mit dabei war.

Doch wir waren in diesem Spiel ungeheuer effektiv, aus vier Chancen machten wir drei Tore (2x Jens (2x Ihléé) und Giga (ohne Vorarbeit)), die Gegner nur eines, und das verleitete einen Gegenspieler zur Aussage: "Ich weiß auch nicht, warum wir gegen die verloren haben, so stark waren die doch gar nicht." Der wird sich noch wundern, haben wir natürlich alle in diesem Moment gedacht.

Das zweite Spiel gegen St. Eligius war unser souveränstes Spiel in diesem Turnier. Wir ließen Ball und Gegner laufen, machten zwei Hörnchen (Marc (Alleingang) und Ihléé (Hödde)) und ließen auf der anderen Seite keine einzige Torchance zu.

Im dritten Spiel ging es dann um nichts mehr, wir konnten nicht mehr ausscheiden, das "Rossler Juz" konnte nicht mehr weiterkommen, und außerdem waren deren Spieler alle besoffen. Als wir 4:0 führten (2x Marc (Lemmi, Ihléé), Giga (Ihléé) und Jens (-)), nahmen wir den Gang raus, vergeigten noch einige 100-prozentige Torchancen - eine Disziplin, bei der Ihléé ein wahrer Meister ist - und ließen am Schluß noch den Ehrentreffer zum 4:1 zu.

Wir standen also im Halbfinale, und zwar gegen eine Mannschaft namens "Viel zu kleine Biere". Die spielten sehr, sehr defensiv, hatten aber immer einen schnellen Mann vorne, der auch prompt beim dritten Konter das 1:0 markierte. Wenigstens konnte Lemmi noch einen Eckball von Jens zum Ausgleich einköpfen, sodaß es am Schluß ein Neunmeterschießen gab.

Hier gewannen wir mit 4:3, weil dem Fehlschuß von Lemmi zwei von mir bravourös gehaltene Elfer ( entgegenstanden.

Im Finale hatten wir die Chance, uns am FC Sirrio für die Vorrunden-Niederlage zu revanchieren, und das gelang uns auch. Es war das große Spiel des Hödde H. In der 2. Minute gewann er an der rechten Seitenlinie, weit in der eigenen Hälfte, einen Zweikampf, setzte dann zu einem Alleingang an, überlief drei bis vier Gegenspieler, zog dann nach innen und schob den Ball flach ins lange Eck ein. In der Folgezeit bauten wir hinten einen Catenaccio auf, und dies mit Erfolg: Mit 1:0 gewannen wir dieses Finale, doch der Jubel hielt sich in Grenzen, denn es stand uns ja noch ein Spiel bevor, in dem es um den Wanderpokal ging.

Es folgte das Match der Techniker des FC Bolzwies gegen die kampstarken Kolosse von Gag, die im Vorfeld als "sehr stark und sehr fair bezeichnet wurden." Man muß sagen, stark waren sie.

Es lief sehr dumm für uns: Zunächst versuchte Hödde, über links dasselbe Tor wie im Finale noch einmal zu schießen, aber diesmal versuchten die Gegner nicht, ihn ohne Foul zu stoppen. Zwei scheiterten beim Versuch, Hödde zum Fallen zu bringen, der dritte legte ihn dann doch noch vor dem Strafraum. Daß es dafür nur gelb und Freistoß gab, war ein Witz. Kurz darauf köpfte Lemmi einen Ball gegen die Latte, und Hödde versuchte, sich für das Foul zu revanchieren, traf den Gegner aber nicht. Da Hödde sich schnell entfernt hatte, meinte der Gegenspieler zu Jens: "Sag deinem Kumpel, wenn der das nochmal versucht, passiert was." Der Schiedsrichter sah darin einen Anlaß, den Gegenspieler UND Jens vom Platz zu stellen, ein weiterer Witz.

Als Jens gerade 20 Sekunden draußen war, zog ein Gegner von der Strafraumlinie aus ab, der Ball ging zwei oder drei Spielern durch die Beine, ich konnte ihn nur noch an den Innenpfosten lenken, aber von dort ging er ins Tor. Den Anstoß vertändelten wir gleich wieder, und prompt fiel das 0:2. Damit war das Spiel gelaufen, wir wehrten uns noch, versuchten, das ein oder andere Tor zu schießen, was Jens schließlich mit einem Freistoß gelang, verloren aber mit 1:5. Wenigstens hatte sich niemand verletzt.

Die Stimmung nach Turniersiegen war schon mal besser gewesen, zum Beispiel nach unserem allerersten Erfolg in Dudweiler. Aber immerhin fanden sich noch drei Spieler (Jens, Hödde und ich), die trotz der derben Schlußniederlage und trotz des anstrengenden Tages am Ende im Karlsberg-Faß noch ihr Colabier genießen konnten.

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