Bolzwies-Echo 2/96, 1.6.1996, Artikel 9 von 12 zurück weiter Inhalt
Bericht über die 1. Maitour des FC Bolzwies am 1.5.96. Von Andreas Kläser.
Zunächst war es nur eine Idee. Eine Maitour zu machen. Das hatten noch nicht viele von uns in ihrem jungen Leben hinter sich. Doch mittlerweile sind wir ja schon in einem Alter, in dem man das eine oder andere Bierchen trinken darf, und das haben die meisten von uns auch schon getan. Doch meistens nur im Sitzen oder im Stehen. Wie das Bier so in der frischen Waldluft beim Spazierengehen schmeckt, das mußte erste einmal ausprobiert werden. Und so ging es dann an die Organisation. Am 28.4. fingen wir an, uns Gedanken zu machen: Wer würde überhaupt mitfahren? Am Sonntag auf der Bolzwies zählten wir 9-11 Leute. Am Montag verteilten wir dann die Aufgaben, die dann am Dienstag erledigt wurden: Balou kaufte Getränke ein, Psycho G-Punkt besorgte einen Wagen, ich fuhr die Sachen zu Schdolle, stiftete einige Musikcassetten und tüftelte eine Route aus, Schdolle und Fronk luden den Wagen voll mit den zum Überleben wichtigen Utensilien: In erster Linie handelte es sich dabei natürlich um Flüssignahrung: 30 Flaschen Mixery, 20 Flaschen Bit, 10 Flaschen Radler und 20 Flaschen Malzbier gingen in 3 Kisten und 1 Kühltasche verpackt mit auf die Reise. Des weiteren fand man im Wagen einige Scheite Brennholz, Zeitungspapier und Kleinholz zum Anzünden, einen Flaschenöffner, ein Feuerzeug, ein Radio, einige Musikkassetten, einige mit bunten Bändchen geschmückte Maibaumzweige und - natürlich - einen Fußball.
Um 10 Uhr sollte es bei Jens und Frank losgehen, daß es 10:20 Uhr wurde, lag daran, daß Heiner wohl mit seinem Auto nicht die 1240 Stundenkilometer erreichte, die nötig gewesen wären, um bei gleicher Abfahrtszeit zu Hause auf der Hermann-Röchling-Höhe doch noch rechtzeitig bei Jens anzukommen. In der Zwischenzeit hatte ich Ewald und Berens abgeholt, und im Heidknüppel-Neubaugebiet stießen wir auf die anderen drei, um uns gleich zu fragen: Wo ist der Paulus? Abgemacht war 10:05 beim Steinel, aber da die anderen ja erst um 10:25 dort ankamen, hatte Pauli sicher die Nerven verloren und war - ja, wohin war er denn? Wir entschlossen uns dann, zu mir zu tappen und von dort aus bei Marc anzurufen, doch das erledigte sich dann von selbst, weil mir just in dem Moment, in dem ich die Haustür aufsperren wollte, jemand entgegengesprungen kam, der sich so freute, uns zu sehen, wie ein kleiner Hund, dessen Herrchen gerade von einer Weltreise zurückkam. Der kleine Hund, das war der Marc, und er hatte schon befürchtet, ohne uns Gassi gehen zu müssen. Naja, dann waren wir ja alle beisammen, bis auf Ihléé, Hödde, Lemmi und Oli natürlich. Die ersten beiden waren plötzlich krank geworden, was nicht nur uns zunächst komisch vorkam, waren es doch genau die beiden, die die harmonischsten Beziehungen zu ihren weiblichen Partnerinnen pflegten. Doch zumindest im Fall Ihléé hat sich Jens vom ordnungsgemäßen Zustand des Krankenscheines überzeugen können. Hödde dagegen legte sein Fieberthermometer nicht zur Entlastung vor. Lemmi hatte Blasen an den Füßen und zog es vor, im Auto hinterher- und vorauszufahren, und Oli wollten wir zu Hause abholen. Doch zunächst mußten wir entsetzt feststellen, daß wir gar keinen Grill dabei hatten. Glücklicherweise konnten wir diesen Mißstand beheben, indem ich schnell noch zu Marc fuhr und dessen Grill mitbrachte, den Ewald in gekonnter Manier so am Wagen befestigte, daß man meinen könnte, der Wagen wäre für diesen Grill gebaut gewesen, und Ewald hätte in seinem ganzen Leben noch nichts anderes getan als Grills an Wägen zu befestigen.
Mama K. schoß dann noch ein paar Actionfotos von unserem Haufen, und dann ging es endlich los. Um 10:55 Uhr hatte die 1. Bolzwies-Maitour so richtig begonnen.
Erste Station war Psycho G-Punkt, den wir zu Hause abholten. Seltsamerweise wunderte er sich gar nicht darüber, daß wir so spät dran waren, aber er kennt uns ja schon eine Weile.
In der Schleitenstraße stieß dann auch Lemmi zu uns. Begrüßt wurde er mit einem 5-fachen "Ole, BVB!", für jedes Tor, das der KSC am Vortag gegen den Deutschen Meister geschossen hatte, eines.
Man sieht, schon zu diesem frühen Zeitpunkt war es recht lustig. Und so blieb es auch. Passanten blieben stehen, freuten sich mit uns und erinnerten sich wohl auch an ihre Kindheit. Wir dagegen fragten uns, ob die überhaupt jemals so viel Spaß gehabt haben, denn schließlich gab es in dieser Zeit ja noch kein Mixery.
In der Köllner Straße dann der erste "Fahrerwechsel" Schdolle und Heiner hatten sich beim den-Berg-runter-Ziehen so verausgabt, daß sie ein Sauerstoffzelt forderten (oder zumindest eine weitere Flasche Bier), und Fronk und ich übernahmen jetzt den Wagen. Wir beförderten das Gefährt gekonnt die erste Steigung hinauf bis zu Hödde, denn wir sahen gar nicht ein, unsere Route zu ändern, nur weil er abgesagt hatte. Und bis Mittag schlafen sollte er auch nicht, auch wenn er krank war. Nach einem kurzen Hallo ließen wir ihn dann wieder allein, und Ewald und Berens waren jetzt am Ziehen. Und wahrscheinlich wollten sie an der Römerstraße sein, bevor sie müde wurden, jedenfalls zogen sie so schnell, daß wir anderen Mühe hatten, gleichzeitig Bierflaschen auf- und leer zu machen und mit dem Tempo mitzuhalten. Oben am Berg hatten wir sie dann eingefangen, und wir legten eine weitere Rast ein. Wir wechselten wieder die Fahrer und zogen weiter, einige mit einem lustigen Liedchen auf den Lippen, andere mit einem Lederball am Fuß. Auf der Römerstraße trafen wir noch das "Grüne Haus" und den FV 08 Püttlingen, denen dieser 1. Mai auch zu gefallen schien. Auf Höhe der Edelweiß-Hütte konnten wir mit Susanne Pfahler einen weiteren Neuzugang verzeichnen, unsere Zahl erhöhte sich damit auf 9. Wir gingen dann weiter am Sportplatz vorbei, am Mathildenschacht vorbei, am kühlen Brünnchen vorbei und wollten dann noch einen Schlenker zur Lichtung am Morgenstern machen, doch bis auf Oli und mich plädierte jeder (vor allem aber Schdolle) für die Abkürzung direkt zu unserem Ziel, der Seebornhütte. Bei 2:7 kann man nix machen, und so kürzten wir dann ab, und wir kamen schon vor 14 Uhr dort an.
Unsere Zwischenkontrolle im Getränkelager ergab, daß wir eindeutig zu wenig Mixery dabei hatten, denn das war eindeutig das Lieblingsgetränk an diesem Tag. Nur noch 2 Flaschen übrig.
Jetzt hieß es Mittagessen, und nicht etwa unser Chefstatiker Oli, sondern Schdolle baute ein Gestell für den Grill, welches erstaunlicherweise sogar stabil war und hielt. Trotzdem aßen einige von uns ihre Steaks paniert mit feiner Holzfeuerasche, und das lag daran, daß wohl einer der drei Karabinerhaken nicht so richtig am Rost befestigt war. Jedenfalls ging dieser genau in dem Moment, als Pauli seinen Schwenker auflegen wollte, ab, und die ganze Herrlichkeit landete auf dem Boden. Heiner schien schon Erfahrung in solchen Situationen zu haben, denn er ergriff sofort die Initiative und befreite die Schwenker und Würste mit hier nicht näher beschriebenen Mitteln vom gröbsten Dreck, während andere noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hatten. Wir kippten dann noch eine Flasche Bier drüber, um auch die widerstandsfähigsten Bakterien zu töten, und dann brutzelte das Feuer vor sich hin und bereitete uns allen einen wundersamen Gaumenschmaus. Dank muß man an dieser Stelle Heiner und Psycho zollen, die für Tomatensoße und ausreichend Brötchen gesorgt hatten, während ein anderer (nein, Schdolle, ich sage nicht, wer's war), zwar 9 Weck gekauft, diese aber zu Hause auf dem Küchentisch liegen gelassen hatte.
Nach dem Essen ritzte Ewald noch "FC Bolzwies" in die Hütte, das dauerte eine Weile, und nach 6 Minuten mußte Lemmi doch fragen :"Ewald! Hascht de schonn e Buchstabe?"
Aber er hatte schon fast alle, war nach 7 Minuten fertig, und dann gings los in die Heimat, sprich: auf die Bolzwies. Der letzte Wegabschnitt dorthin war so holprig, daß wir befürchten mußten, Achsbruch zu erleiden, doch es ging alles gut. Wir bolzten noch so eine halbe Stunde ziemlich unmotiviert aufs Tor, ehe uns dann ein Platzregen dazu zwang, uns in den Garagen unterzustellen. Dort hörten wir noch die Bundesliga-Übertragung zu Ende und lachten dann über Lemmi, wie er die Zigaretten, die Prof in Heiners Auto vergessen hatte (Roth Handle ohne Filter, igitt!), alle auf einmal anzündete und abfackelte. So gegen 17:30 ließen wir uns dann von Lemmi, Matz und Heiner, die ihre Autos dort stehen hatten, heimfahren. Einige sahen im Clubheim ran, andere zogen es vor, heimzufahren, wollten aber zum UEFA-Cup-Endspiel um 8 wieder da sein. Doch der einzige, der kam, war Oli. Die anderen waren aus irgendeinem Grunde wohl sehr müde geworden. Aber was soll's. Es war auf jeden Fall eine überaus gelungene Maitour. Nur schade, daß es jetzt ein ganzes Jahr bis zur nächsten dauern wird.