Mammut-Programm

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Bericht über das Hallenturnier des HFC Hänsel & Gretel am 22.3.1998 in St. Ingbert. Von Andreas Kläser.

Ein richtiges Mammut-Programm war das mal wieder an diesem Wochenente: Nach der überaus erfolgreichen Stadtmeisterschaft am Samstag galt es am Sonntag in St. Ingbert, widder einmal den inneren Schweinehund zu übärwinden und bison die Schmerzgrenze zu gehen.

Im Prinzip war die Aufstellung die gleiche wie am Vortag, sieht man einmal davon ab, daß an diesem Tag Fronk für seinen großen Bruder Schdolle das Tor hütete. Letzterer war nämlich ebenso wie der an diesem Tag ohnehin verletzte Balou dem Irrtum unterlegen, er könne sich ohne Einbußen seines Engagements beim FC Bolzwies noch in mehreren weiteren Vereinen verpflichten. Aber nachdem sein Erscheinen auf der Bolzwies schon mehrere Male aufgrund diverser Freizeit-Kicker-Aktivitäten nicht stattfand, war es diesmal zum ersten (und ich fürchte, nicht zum letzten) Mal der Fall, daß er aufgrund seiner SV-Ritterstraße-Aktivitäten nicht bei einem Bolzwies-Turniereinsatz eingesetzt werden konnte.

Also galt wie immer das Motto: Man muß mit dem zurechtkommen, was man hat. Spielerisch gesehen war das gar nicht übel, denn mit - wie gesagt - Fronk im Tor sowie Hödde, Arno, Heiner, Lemmy, Ihlee und Flemming davor brauchten wir an diesem Tag vor niemandem Angst zu haben. Outfitmäßig fehlte jedoch etwas, und zwar Heiners Trikot, das dieser aber eh nicht besitzt, weil er sich aus von mir hier nicht verständlich zu machenden Gründen keines gekauft hat, und weil ein eventuelles Ersatztrikot aufgrund fehlender Koordination der Schmidt-Brothers nicht in der Tasche eines Spielers, sondern in Schdolle's Kofferraum lag, welcher ja bekanntlich inclusive Auto nicht anwesend war. Und da lag es gut.

Nicht so gut lag der Turnierveranstalter zunächst im Zeitplan, denn als wir um 11:06 Uhr eigentlich hätten dran sein sollen, war man schon 2 Spiele zurück. Da aber 2 Mannschaften es vorzogen, gar nicht zu erscheinen, wurde dieser Rückstand schnell wieder aufgeholt. Der Vorteil an der Verzögerung war, daß Fronk, welcher auf den letzten Drücker angereist war, sich nicht allzu sehr sputen mußte, noch rechtzeitig in die Torwart-Klamotten rein zu kommen.

So begann also das erste Spiel gegen eine Mannschaft in blau, die so ähnlich hieß wie "Die Hämpels" oder so, aber ich weiß nicht mehr so genau. Jedenfalls merkten wir schon ziemlich bald, daß dies ein ganz anderes Turnier werden würde als noch am Tag zuvor: Da wurde nämlich in der kleinen, engen Kyllberghalle gespielt, mit Bande auf beiden Seiten, hier jedoch gab es drüben wie hüben Seitenaus, und die Halle war doch ein gutes Stück größer. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, daß wir das erste Spiel zwar optisch überlegen waren, hinten jedoch so löcherig wie Schweizer Käse oder wie meine Strümpfe, wenn meine Mama mal in Urlaub ist. Der Gegner nutzte dies jedoch zunächst nicht aus, weil er meist am Tor vorbei zielte. Der erste Schuß, der aufs Tor kam, war jedoch gleich drin: Bei der Vorarbeit handelte sich um eine Eingabe von links, und in der Mitte kam Flemming einen Schritt zu spät. Dies war nach etwa 4 Minuten. Das fing ja gut an. Aber wir blieben ruhig und spielten mit nach wie vor kühlem Kopf, jedoch noch heißerem Herz weiter. Verdientermaßen gelang dann Arno nach etwa 6 Minuten der 1:1-Ausgleich. Die Vorarbeit hatte Ihlee geleistet. Lemmy war es dann, der wiederum 2 Minuten später für die 2:1-Führung und zugleich den Endstand sorgte. Damit wurde die Reihe der 1-Tore-Auftakt-Siege nahtlos fortgesetzt. Das ließ sich gut an.

Doch dann war zunächst einmal Warten angesagt. Bei 20 Mannschaften und nur 1 Spielfeld hat man nach Adam Riese, Eva Zwerg und den sechseinhalb kleinen Geißlein im Schnitt 9 Spiele Pause. Multipliziert mit Klammer auf 10 Minuten Spielzeit plus 3 Minuten Pause Klammer zu ergibt - äh - jedenfalls mußten wir ziemlich lange warten, bis wir wieder dran waren. Wir wollten die Zeit also nutzen, um "Bohnen zu spielen" (für Nichteingeweihte: Dabei handelt es sich um ein lustiges Kartenspiel namens Bohnanza, so genannt, weil man da mit Bohnen handeln muß), jedoch war im Aufenthaltsraum kein Tisch mehr frei. Wir (also Lemmy, Ihlee, Hödde und ich) verzogen uns also in die Kabine und droschen dort ein zünftiges Blatt, welches Hödde souverän gewann. Die drei anderen trieben sich in der Zwischenzeit in der Halle rum bzw. legten ein Nickerchen ein.

Dann ging es endlich mit dem zweiten Spiel weiter: Der Gegner war die Hüttenklause. Dieses Spiel wurde sogar gefilmt von Bernd Schneider alias Hütten-Klaus persönlich. Ob die 0:1-Niederlage daran lag? Oder daran, daß dies mal wieder ein wirklich ernstzunehmender Gegner war? Oder daran, daß wir unsere Chancen wieder mal nicht nutzten? Oder daran, daß Flemming wieder einmal einen Schritt zu spät gekommen war, und der Gegner mit seinem einzigen Schuß, der nicht vorbei ging, das Tor machte? Wie dem auch sei, der Gruppensieg war fürs erste mal in weitere Ferne gerückt, und das Weiterkommen nun sehr fraglich geworden, denn wie es schon bei einigen Turnieren zuvor zu unseren Ungunsten der Fall gewesen war, kamen nicht alle Gruppenzweiten weiter, sondern nur die Punktbesten. Diesmal 3 von 5. Aber so war es nun mal, wir mußten uns damit abfinden und beschlossen, uns zuerst einmal für die weiteren Aufgaben zu stärken.

Das Ziel hieß Mac Donalds, nahe einer St. Ingberter Autobahnauffahrt gelegen und daher eigentlich leicht zu finden. Eigentlich. Zunächst veranstaltete Heiner mit mir im Schlepptau nämlich eine Irrfahrt durch sämtliche Nebenstraßen der Innenstadt, bis er dann endlich - nein nicht am Mac, sondern an der Sparkasse anhielt. Es stellte sich heraus, daß er noch Geld brauchte. Dumm nur, daß alle Sparkassen sonntags zu haben und diese Sparkasse im Besonderen eine derer ist, die keinen Geldautomaten hat. So mußte er also bei einem von uns einen Privatkredit aufnehmen; wer sich letztendlich dazu bereit erklärte, weiß ich nicht. Ist aber auch nicht so wichtig. Oder? Gut, wer's genau wissen will, kann den Heiner ja anrufen. Seine Nummer steht in einer Starparade in einem der letzten Echos. In welchem, weiß ich nicht. Ist aber auch nicht so wichtig. Oder? Gut, ich kann ja noch mal nachsehen. Wer's also genau wissen will, kann mich ja anrufen. Meine Nummer steht in einer Starparade in einem der letzten Echos. In welchem, weiß ich nicht. Ist aber auch nicht so wichtig. Oder? Nein, ehrlich nicht. Wichtiger war es da schon, endlich das Mac Donalds zu erreichen, denn die Leere in meinem Magen wurde immer größer. Aber als unser Mini-Konvoy an der Autobahnauffahrt ankam, merkte man schon am unschlüssigen In-beide-Richtungen-blinken Heiners, daß er sich nicht mehr ganz so sicher war, daß wir hier richtig waren. Und nachdem wir die eine selbe Kreuzung zum vierten Male überquert hatten, wußten wir: Hier ist kein Mac Donalds. Wir fuhren also auf die Autobahn drauf in Richtung der nächsten Abfahrt, und siehe da: Ein großes M auf einer hohen Stange zeigte uns: Hier hamm-hamm! Heiner drehte noch eine Ehrenrunde im Kreisel, was von mir aber nicht zum Überholen ausgenutzt wurde, weil ich die richtige Ausfahrt verpaßte. Aber irgendwie klappte es dann doch: Wir belegten zwei Parkplätze und enterten dann das Mac. Dort benahmen wir uns relativ zivilisiert, was allerdings auch keine Kunst war, denn schließlich war der FC Liverpool ja auch noch da. Das Essen mundete uns alle sehr, und weil Hödde so freundlich gewesen war, in der Zwischenzeit in der Halle auf unsere Sachen aufzupassen, packten wir ihm als kleines Dankeschön unsere Reste ein und brachten sie ihm mit. Er freute sich darüber sehr.

Kaum angekommen, mußten wir auch schon wieder antreten. Auf die Schnelle rechneten wir uns aus, daß wir mit einem Sieg mindestens drittbester Gruppenzweiter werden würden und damit weiter kämen. Na immerhin, da hatten wir es mal selbst in der Hand, und dementsprechend motiviert ging es zur Sache. Und wir zogen ein beispielloses Powerplay auf, hatten ca. 20 hochkarätige Torchancen, davon 6 in den ersten 2 Minuten, während der Gegner im ganzen Spiel nur 2 mal über die Mittellinie kam. Nur - es fiel kein Tor. Für einen Lehrfilm, wie man Chancen vergibt, hätte man nur dieses Spiel aufzeichnen müssen und hätte im Nachhinein nicht mal schneiden brauchen. Bis auf eine Szene, denn zwei Minuten vor Schluß gelang Ihléé endlich der erlösende Felsbrocken-vom-Herzen-fallen-lassende Führungs- und auch Siegtreffer. Kopfschüttelnd verließen wir den Platz, nicht aber, um wie bei zu vielen Turnieren in der jüngsten Vergangenheit unverrichteter Dinge in der Kabine zu verschwinden, sondern um uns in der Erwartung kommender Aufgaben wieder auf die Tribüne zu setzen.

Und die, die da kommen sollten, waren großkalibrig: Zwei Gruppensieger und eine Mannschaft, die mit 7 Punkten und 0 Gegentoren Gruppenzweiter geworden war, sollten es in der Zwischenrunde sein. Gegen letztere spielten wir zuerst. Das war so ein Team in gelb-grün (ärgerlich, daß ich - wie der aufmerksame Leser wahrscheinlich schon längst vermutet hat - den Spielplan nicht mehr habe und daher nicht mehr weiß, wie die einzelnen Gegner hießen), und das Motto hieß mal wieder: Die null muß stehen! Und es wurde ein Spiel, wie es oft dabei heraus kommt, wenn zwei starke Mannschaften aufeinander treffen: Beide haben gehörigen Respekt voreinander, Torsicherung geht vor Risiko, manchmal blitzt durch Einzelaktionen etwas Gefahr auf, und meistens enden solche Spiele 0:0. So auch dieses. Damit war in dieser Gruppe nach wie vor alles offen, denn auch das andere Spiel endete 0:0.

Im zweiten Spiel ging es dann gegen einen der beiden Gruppensieger, und das Motto hieß mal wieder: Die null muß stehen! Und es wurde ein Spiel, wie es oft dabei heraus kommt, wenn zwei starke Mannschaften aufeinander treffen: Beide haben gehörigen Respekt voreinander, Torsicherung geht vor Risiko, manchmal blitzt durch Einzelaktionen etwas Gefahr auf, und meistens enden solche Spiele 0:0. Nicht aber dieses, denn eine der genannten Einzelaktionen konnte Flemming mit einem Schuß aus der Drehung unters Torgebälk zu unserer 1:0-Führung abschließen. Das war schon ziemlich früh, so daß wir uns noch mehr als 5 Minuten der wütenden Antwort des Gegners ausgesetzt fühlten. Diese beschränkte sich zunächst auf faire Mittel. Als jedoch Hödde kurz vor Schluß mit zwei gestreckten Beinen dem Gegner den Ball vom Fuß grätschte (wohlgemerkt: Er traf den Ball und nur den Ball), brannte bei denen die Sicherung durch. Drei mal versuchten sie, nachzutreten, und ich glaube, wir können von Glück sagen, daß sie nicht getroffen haben. Die emotional geführten Diskussionen nach dem Spiel legten sich dann auch mit der Zeit, und dann war wieder an Fußball zu denken.

Die Ausgangslage vor dem dritten Spiel war: Ein Unentschieden reicht zum Weiterkommen, bei einem Sieg eventuell sogar als Gruppensieger, und das Motto hieß mal wieder: Die null muß stehen! Und es wurde ein Spiel, wie es oft dabei heraus kommt, wenn zwei starke Mannschaften aufeinander treffen: Beide haben gehörigen Respekt voreinander, Torsicherung geht vor Risiko, manchmal blitzt durch Einzelaktionen etwas Gefahr auf, und meistens enden solche Spiele 0:0. So auch dieses. Fazit dieser Zwischenrunde: 1 Tor, 5 Punkte, maximale Ausbeute bei minimalem Aufwand zwar, aber so ist halt Spitzenfußball.

Der Haken an der Sache war, daß wir damit Gruppenzweiter waren und im Halbfinale auf den FC Liverpool trafen. Nachdem die in der älteren Geschichte nie gegen uns gewinnen konnten, haben sie sich in jüngster Zeit zu einer Art Angstgegner für uns entwickelt: Bei den letzten drei Aufeinandertreffen zogen wir jeweils den kürzeren und mußten heimfahren. Das sollte diesmal nicht so sein. Dementsprechend motiviert gingen wir zur Sache. Und man konnte schon erkennen, daß die Liverpooler eine Klasse für sich waren. Doch in diesem Spiel hielten die Jungs in den Man-U-Trikots (das sind wir) dagegen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit waren wir mindestens ebenbürtig. Dennoch gingen die Liverpooler mit 1:0 in Führung. Frank Borchert hatte einen Fernschuß gewagt. Der Ball flitzte in Richtung rechte untere Torecke. Fronk brachte eine Hand an den Ball und konnte ihn in Richtung Eckfahne ablenken. Doch auf dem Weg dorthin befand sich leider noch Fronks linker Fuß, der dem Ball wieder eine Richtungsänderung verpaßte. Die nächste Station war dann leider das Tornetz. Mal wieder ein Gurkentor. Aber wir kämpften weiter und hatten wiederum einige hochkarätige Chancen. Einmal kam Ihléé nach einer Eingabe von Flemming einen Zehennagel zu spät, einmal konnte der Torwart gut halten. Beim dritten Mal klappte es dann: Flemming konnte sich durchsetzen und den verdienten Ausgleich für uns erzielen. Danach ging das Tauziehen weiter, jedoch ohne weiteren zählbaren Erfolg. Und wieder hieß es Siebenmeterschießen. Daß wir da nicht die Könige sind, dürfte mittlerweile gemeinhin bekannt sein. Und auch diesmal konnten wir den Thron nicht besteigen: Während Heiner, Fronk und Hödde verwandelten, vergaben Ihléé und Flemming, während Lemmy sich aufgrund einer Verletzung und Arno aufgrund fehlenden Vertrauens in sein Schußgerät vor der Verantwortung drückten. Der FC Liverpool traf 4 mal, und das war's dann. Schade, denn diesmal waren wir wirklich nicht schlechter gewesen. Was wir aber in einer solchen Situation gar nicht gebrauchen konnten, waren aufmunternd gemeinte Worte wie: "Seid doch froh, ihr habt gegen die beste Mannschaft des Turniers unentschieden gespielt!" Vollidiot!

Im Spiel um Platz 3 ging es dann wieder gegen die grün-gelben aus der Zwischenrunde. Und ich denke mal, daß es an der vorausgegangenen Höchstbelastung lag, daß wir diesmal kräftemäßig nicht hundertprozentig Paroli bieten konnten. Zwar schoß wieder mal Flemming ein Tor für uns, doch hinten rappelte es zwei Mal, so daß wir als Vierter dieses Turnier beendeten.

Das Endspiel gewann übrigens Liverpool mit 5:0.

Es war dann mal wieder Wartezeit angesagt, denn der Veranstalter zog es vor, zuerst aufzuräumen, bevor den seit über 10 Stunden in der Halle befindlichen Mannschaften ihr Lohn zuteil werden sollte. So blieben also Heiner und ich da, um schließlich eine Urkunde und eine Flasche Sekt für den vierten Platz in Empfang zu nehmen. Als wir dann gegangen waren, fiel dem Veranstalter ein, daß es ja noch Geldpreise zu geben hätte. Die 50 DM für Platz 4 wurden dem FC Liverpool ausgehändigt, die diese dann freundlicherweise uns zukommen ließen. Danke schön!

Fazit des Wochenendes: Einmal Stadtmeister und einmal ein beachtlicher vierter Platz: Positiv! und beim nächsten Mal gilt es, den FC Liverpool so zu entzaubern, daß ihnen auch Känguruh mehr helfen kann.

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