Von Anfang an

Bolzwies-Echo 4/93,   24.8.1993,   Artikel 2 von 8   zurück    weiter    Inhalt

Die Geschichte des FC Bolzwies. Oder: Ein Traditionsverein war auch mal klein. Eine vierteilige Serie von Andreas Kläser. Teil 1.

Als ich zum ersten Mal auf die Bolzwies ging, feierte ich gerade meinen sechsten Geburtstag. Die Stadt Püttlingen hatte damals auf der großen Wiese neben dem Feldweg von der Karlstraße zum Heidknüppel zwei Tore errichtet. Das eine war weiß, das andere blau angemalt. Letzteres war auch mein Lieblingstor, denn es war gut einen Meter kleiner als das andere, und so konnte ich meine Torwartkünste besser zeigen. Thomas Scherer, Stephan Heisel, Sandra Gauer, Stefan und Ralf Wick, Thomas Gothier, Tung Hoang und ich, das war der harte Kern, der immer dabei war und, wenn er keinen sonstigen Unfug im Sinn hatte, eine Lederpille über die Wiese jagte.

Doch nur wenige Monate danach wurde unsere Freude ein wenig getrübt. "Halbstarke" hatten unsere Tore mit Kletterstangen verwechselt , und diese hielten die Turner nicht aus, sodaß nach einiger Zeit nur noch vier Pfosten dastanden. Einige Monate später waren auch diese aus dem Erdboden gerissen, und nun hatte die Bolzwies enorm an Attraktivität eingebüßt. Da auch die Stadt Püttlingen nichts unternahm, um die Tore wiederaufzustellen, machten wir aus der Not eine Tugend und erfanden neue Spiele: In dieser Zeit entstand auch das berühmte "Kastenschießen": Zwei, möglichst gleichgroße, Pappkartons wurden an den Bordsteinen vor unserem Haus aufgestellt, und mit einem Tennisball wurden Kleinstfeld-Turniere ausgerichtet, die sich aber von der Spielfreude und vom Einsatz her vor der Fußball-Bundesliga nicht zu verstecken brauchten.

Im Sommer 1980 dann vernahmen wir die Kunde: "Die Großen" hatten die alten Pfosten gut zweihundert Meter in Richtung Heidknüppel geschleppt und dort einbetoniert. Die Großen, das war die Clique vom Heidknüppel, die so zwei bis drei Jahre älter waren als wir (was in dem Alter schon etwas ausmacht), und mit denen wir eigentlich zunächst gar nichts zu tun haben wollten: Jörg Ziegler, Martin Backes, Christian Huntscha, Dirk Vogl, Patrick Weber, um nur einige zu nennen.

Doch mit der Zeit kamen hier und da neue Spieler hinzu, bei den Kreuzbergern Michael Scherer, Roman Netzer, Frank Hirschmann, Bach Hoang, Patrick Thiel; vom Heidknüppel Andreas Keck, Oliver Steinel, Frank Pabst, Marc Paulus, Georg Stiebel und viele andere.

So wurde der Altersunterschied auch immer geringer, und irgendwer kam irgendwann mal auf die Idee, ein Freundschaftsspiel gegen die anderen auszurichten. Da lernten wir uns besser kennen und beide Seiten erkannten auch, daß die anderen gar nicht so übel waren und spielten von da an öfter zusammen Fußball. Seitdem gibt es nicht mehr den FC Heidknüppel und den FC Kreuzberg, sondern nur noch eine Mannschaft, den FC Bolzwies.

Wenn Sie wissen wollen, wie Zwölfjährige ein Stadion ausbauen oder warum stabile Zelte nachts einfach umfallen, lesen Sie im nächsten Bolzwies-Echo Teil 2 unserer Serie: "Von Anfang an".

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